Reisegeschichten

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Unser Wandersommermärchen im Westen Spaniens

Leuchttürme und Todesküste – Hintergrundinfos

Wenn ich vor meiner Reise erzählte, dass ich diesen Sommer den „Camiño dos Faros“ – den Weg der Leuchttürme – gehen werde, strahlten die Augen meines Gegenübers. Das Wort LEUCHTTURM schien wildromantische Fantasien von grellroten Sonnenuntergängen am Meer, rauschenden Wellen, scharfkantigen Felsklippen und sanft dahinsegelnden Booten auszulösen. Etwas konträr dazu mutet die Tatsache an, dass die Route an der „Costa da Morte“ – an der Todesküste – verläuft. Tatsächlich hat dies berechtigte Gründe, denn die frühere Schifffahrt musste mit deutlich weniger Technik auskommen, als es heute der Fall ist. Aufgrund der mächtigen Wellen, die hier heftig an die Küste schlagen, kam es in der Vergangenheit verstärkt zu Kollisionen, vor allem bei schlechter Sicht.

Leuchttürme und Leuchtfeuer haben den Seeleuten Erleichterung gebracht. Obwohl die Orientierung dank GPS mittlerweile eine präzise Standortbestimmung möglich macht, sind Leuchttürme heute nicht bedeutungslos geworden. Sie dienen als Backup, als Notfallsystem, falls die Elektronik mal versagt.

 

Unsere Sommervision

Cornelia und ich fieberten einem Wanderurlaub mit Meeresrauschen und stimmungsvollen Wildcampingplätzen in der Natur entgegen. Die Gesetzeslage ist, was das Wildcampen in Spanien betrifft, etwas unübersichtlich. Wir haben es jedenfalls wie immer gehalten: respektvoller Umgang mit der Natur, Müllmitnahme und ruhiges Verhalten (von nächtlichen Schnarchgeräuschen mal abgesehen). Wir sind nach Santiago de Compostela geflogen und von dort aus per Bus zum Ausgangsort „Malpica“ gereist. Endpunkt ist der „Faro de Finisterre“, das Ende der Welt, von dem aus wir – zusammen mit Jakobspilgerinnen und -pilgern – per Bus zurück nach Santiago fuhren.

 

Streckenführung

Der Weg erstreckt sich auf einer Länge von rund 200 Kilometern und verläuft überwiegend direkt am Meer entlang. Buchten, Stränden, Dünen, Klippen und Fischerdörfer bilden eine Szenerie, wie sie für uns kaum schöner hätte sein könnte. Die Fotos, die wir von Stränden und Meer geschossen haben, könnten wir aus einem Werbekatalog für die Karibik gemopst haben.

Tägliche An- und Abstiege auf teils steinigen und steilen Wegabschnitten erforderten so manches Mal unsere Schwindelfreiheit und Trittsicherheit.  Apropos auftreten …

 

Premiere: Barfußschuhe und Rucksack

Vor gut einem Jahr bin ich vollständig auf Barfußschuhe umgestiegen. Als Platt-, Senk-, Spreiz- und Knickfüßlerin, die 20 Jahre lang an Einlagen gewöhnt war, habe ich mir dafür viel Trainingszeit genommen. Dennoch begegnete ich einer mehrtätigen „Barfußwanderung“ mit Campingausrüstung auf dem Rücken respektvoll.

Der Plan ging auf – mehr als das sogar! Ich habe mich auf kullerrunden, teils glatten Felsen nie sicherer gefühlt, als bei dieser Tour. Einzig längere Abschnitte auf gerader Strecke mit hartem Untergrund – wie einem langen Holzsteg und einer Asphaltstraße – haben aufgrund der fehlenden Dämpfung für platte Füße gesorgt. Harter Untergrund war selten, sodass ich mich jederzeit wieder fürs rutschfeste und luftige Fußgefühl entscheiden würde.

 

Unterwegs

Unsere Zeitplanung ließ es zu, eine tägliche Etappenlänge von rund 15 Kilometern anzuvisieren – angesichts der An- und Abstiege und unseres Gepäcks – feste Unterkünfte waren für uns uninteressant! – eine empfehlenswerte Distanz. Andere Wanderinnen und Wanderer sind uns nur in der Nähe von Orten begegnet. Und zum Ende teilten wir einige Abschnitte mit Jakobsweg-Pilgernden – ansonsten genossen wir unsere Alleinsamkeit, tägliches Meeresrauschen und die schönsten Wildcampingplätze, die wir uns vorstellen konnten.

Wildromantisch, aber schlaflos war nur eine Nacht direkt auf Steilklippen, nachdem in den späteren Abendstunden so heftiger Wind aufgezogen war, dass die Zeltwände ununterbrochen so wild wedelten, dass an Schlaf kaum zu denken war. Irgendwann – in sehr leichter Schlaftrance – träumte ich zu allem Überfluss auch noch von einer Sturmflut, die über unser Lager hereinbrach und alles wegspülte. Am nächsten Morgen war natürlich alles gut. Einzig das Frühstück wurde zur Herausforderung, weil wir aufpassen mussten, dass uns die Tomatenscheiben nicht von den Broten fliegen.

An diesem Zeltplatz hat sich ein freistehendes Zelt mal wieder ausgezahlt, denn wir konnten ohne Heringe auf steinigem Untergrund campieren. Unebenheiten und Löcher haben wir von innen mit Klamotten ausgestopft, sodass wir ausreichend Schlafkomfort – wäre da nicht der Wind gewesen – hatten.

 

Orientierung

Der Weg ist mit grünen Pfeilen und Punkten markiert. An manchen Stellen folgten wir auch kleinen grünen Füßchen, die vom Maskottchen des Weges – einem rothaarigen Kobold – stammen. Leider ist die grüne Farbe an einigen Stellen sehr verblasst, was daran liegt, dass der Verein, welcher sich um die Pflege des Weges gekümmert hat, seine Aktivitäten eingestellt hat. Für uns war es hilfreich – auch um einige Hintergrundinfos zu bekommen – den gelben Wanderführer aus dem Conrad Stein Verlag dabei zu haben.  

 

Fazit

Wir nehmen den „Camiño dos Faros“ als eine der schönsten Routen in unsere bisherige Wanderbiografie auf. Die Aussichten, Menschenleere, unsere Campingplätze und die Pausen in kleinen Fischerorten punkteten. Auf einen Leuchtturm zuzuwandern, der manches Mal bereits aus vielen Kilometern Entfernung malerischer Blickfang war, war ebenso schön, wie nachts am Zelt miterleben zu dürfen, wie ein Lichtkegel kilometerweit die Dunkelheit zerschneidet …

 

Zu den Reisefotos geht es hier entlang!