Reisegeschichten

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Guinness, Whisky und zurück – Teil 2/3

Innerhalb von 3 ½ Stunden fahren wir mit einem Bus (ohne WC) von Dublin nach Cork. Sie ist nach Dublin die zweitgrößte Stadt der Republik Irland und überzeugt uns auf den ersten Blick mit einer gemütlichen Fußgängerzone, von der aus kleine Gässchen abzweigen. Obwohl es uns hier gut gefällt, soll es nun aber erst einmal weitergehen in die Natur. Vom Wildcampen rät uns die Angestellte im Tourismusbüro leider ab, empfiehlt uns stattdessen einen Campingplatz, etwa 35 Kilometer von Cork entfernt.

 

 

Innerhalb von 45 Busminuten erreichen wir den noblen Küstenort Kinsale und treten unseren Fußweg zum sechs Meilen entfernten Campingplatz an. Das ist jedoch keine gute Idee, wie sich nach einigen Schritten herausstellt. Wir halten noch ein Weilchen durch, aber nach einer Stunde sind wir nervlich völlig am Ende, weil der Autoverkehr so stark ist. Ständig müssen wir ins Gebüsch ausweichen, stehenbleiben, Fahrzeuge passieren lassen. Zu dieser Landstraße gibt es keine Wegalternative. Als wir ein verkommenes Tankstellengelände erreichen, wenden wir einen bewährten Reisetrick an: Daumen hoch und Autofahrer anlächeln. Wir haben zwar keine Ahnung, wie tramperfreundlich die Iren sind, aber Weiterlaufen ist einfach zu gefährlich. Nach einer erfolglosen Viertelstunde versuchen wir es mit unserer „Autozähl-Regel.“ Wir wollen noch acht Fahrzeuge abwarten bis wir dann doch wieder zu Fuß weitergehen würden.
Unfassbar, das achte Auto stoppt. Ein niederländisches Pärchen, das sich dankenswerterweise schon ganz gut an den Linksverkehr gewöhnt hat, nimmt uns mit und bringt uns sogar direkt zum Campingplatz. Dankend steigen wir aus und laufen zur Rezeption. Dort erkundigen wir uns nach der Verkehrsanbindung für die geplanten Wanderausflüge in den nächsten Tagen. Die Antwort ist mehr als erstaunlich: „Ja, es gibt hier einen Bus. Er fährt einmal pro Woche.“
Fassungslos haken wir nach: „Wann?“
„Donnerstags.“
Heute ist Donnerstag. Donnerstagabend. Nun ja, zu Fuß schlendern wir zum
1 Kilometer entfernten Strand und erfreuen uns an den letzten Sonnenstrahlen der saftig grünen Umgebung und am rauschenden Meer. Von einem Angler erfahren wir, dass das Wetter erst seit kurzem so gut ist. In Deutschland regnet es, wie wir per SMS informiert werden.

 

In den Folgetagen erwandern wir uns die unmittelbare Umgebung und kommen in den Genuss, die Iren ein wenig kennenzulernen. Das Fahren per Anhalter wird zu unserer gängigen Fortbewegungsmöglichkeit und wir erfahren, dass das Trampen früher sehr weit verbreitet war und heute kaum noch vorkommt. Als würden sich einige sehr darüber freuen, dass es noch Menschen gibt, die per Anhalter von A nach B gelangen, nehmen uns die verschiedensten und freundlichsten Fahrer mit. Frauen mit Kindern, Paare, allein reisende junge Frauen, Männer – viele von ihnen entschuldigen sich sogar bei uns, wenn sie uns nur ein Stückchen mitnehmen können oder bringen uns in manchen Fällen direkt an unser Ziel.

 

Wir verbrennen uns die Gesichter bei bestem Sommerwetter und schließen Bekanntschaft mit einem angetrunkenen Barmann, der die Sonnentage für eine Illusion hält.


Weiter geht’s am Donnerstag, den 30. August ...