Reisegeschichten

Reisegeschichten

Guinness, Whisky und zurück – Teil 1/3

Zwei Rucksacktouristen laufen durch eine schmale, graue Straßengasse. Sie gehört zu einer Großstadt mit ebenso historischer wie dunkler Vergangenheit. Hinrichtungen, Pest und Serienkiller, die in dunklen Gewölben mordeten, gehören in die Geschichte des Ortes, um den es geht. Die Touristen, beide weiblich, stoppen vor dem Eingang eines Hostels. Ein Mann, der diesen wie es scheint bewacht, bemerkt trocken: „Das Hostel ist geschlossen.“ Ungläubig wollen die beiden Mädels wissen: „Was meinen Sie?“ Eine Wolke schiebt sich über den Himmel. „Das Hostel ist geschlossen.“, wiederholt er trocken. Die Frauen bekräftigen ihr Unverständnis. Daraufhin brummt er: „Kommt rein.“ Er stößt die schwere Holztür auf. Die Reisenden folgen ihm in einen dunklen Flur, von dem aus ein großer Raum mit einem Rezeptionstresen abgeht. Bettwäsche liegt säckeweise auf dem Fußboden, Kissen quellen aus beigefarbenen Stoffbeuteln hervor. Erschöpft wirkende Menschen sitzen auf einer riesigen Couch und auf zusammengeknüllten Bettdecken. Ein schlanker, freundlich lächelnder Mann geht auf die Frauen zu. „Habt ihr gebucht?“ Sie antworten: „Ja, wir wollen für zwei Nächte bleiben.“ „Tut mir leid. Wir haben heute erfahren, dass der Eigentümer Insolvenz angemeldet hat.“ „Oh.“, entgegnen die Frauen zeitgleich. „Wir gehen aber nicht fort. Wir leben und arbeiten hier und lassen uns nicht so einfach von heute auf morgen vor die Tür setzen.“, erklärt er. „Aber wenn ihr wollt, so könnt ihr gern bleiben. Wir sind ja sowieso hier und euch und eurem Gepäck kann nichts passieren. Ich kann euch zwei Gratisübernachtungen anbieten.“ „Ähm.“, stammelt die eine der beiden Frauen. „Danke. Ich denke, wir müssen das besprechen.“ Sie wendet sich ihrer Freundin zu. „Ich kann euch ja einfach mal euer Zimmer zeigen.“, unterbricht er die beiden, winkt sie zu sich und betritt eine dunkelbraune Holztreppe. „Folgt mir.“ Nacheinander steigen sie in die erste Etage hinauf. Die Stufen knarren unter den schweren Wanderschuhen der Frauen. „So.“, stößt der Mann eine Zimmertür auf. „Hier könnt ihr bleiben.“ Die Mädels sehen in einen großen Schlafsaal für 18 Personen, auf dessen Boden leere Pizzakartons, Plastikflaschen, benutzte Taschentücher und Bettwäsche herumliegen.  Ein Luftzug geht durch den muffigen, schmutzigen Raum […]

 

So beginnen normalerweise Horrorfilme. Oder mein Urlaub.

 

Aber von vorn: Meine Freundin Cornelia und ich haben uns für diesen Sommer Flüge nach Irland und Schottland gebucht. Wir wollen je eine Woche in beiden Ländern wandern sowie zelten und uns die „wichtigsten Städte“ ansehen.

 

Die Reise beginnt – wie sollte es auch anders sein – damit, dass ich bei der Gepäckkontrolle in Berlin meinen gesamten und sorgfältig gepackten Rucksack vollständig ausräumen muss, weil ein undefinierbarer Gegenstand die Aufmerksamkeit der Polizeibeamten erregt. Schnell stellt sich heraus: Die Übeltäter sollen meine himmelblauen Blümchen-Flip-Flops gewesen sein.

 

Nach etwas mehr als zwei leicht turbulenten Flugstunden erreichen wir Dublin – eine Stadt die modern und weniger charmant ist als wir sie uns vorgestellt haben. Bei kräftiger Abendsonne lassen wir uns das erste Guinness vor einem Irish Pub schmecken. Menschen im Businessoutfit, Familien mit Kindern und zahlreiche Iren tun es uns gleich und lassen ihren Feierabend ausklingen. Das Pub ist so gut besucht, dass einige von ihnen auf dem Bürgersteig sitzen und ihren Drink „outdoor“ genießen.

 

Am nächsten Tag touren wir im Bus durch Dublin, erfahren, dass es hier den größten Zoo des Landes gibt und dass heute – im Vergleich zu früher – Irisch ein Schulfach ist, das extra belegt werden muss und eben nicht mehr regulärer Bestandteil des Schulalltags ist.


Weiter geht’s am Donnerstag, den 23. August 2012 …